DER SPIEGEL 46/1989 (S.114-128), 13.11.1989
„Die ARD ist wie die DDR“
„Das Erste“ verliert Macher und Seher, konzeptionslos zerstritten reagieren die neun Anstalten auf die private Konkurrenz. Die Abhängigkeit von den Landesregierungen verhindert journalistische Professionalität im größten nichtkommerziellen Medienkonzern der Welt. Die ARD ist Dilettanten und Dunkelmännern ausgeliefert.
von Cordt Schnibben
Der Autor kommentierte u.a. den Dilettantismus in den sogenannten Aufsichtsgremien:
Das Ganze wäre halb so schlimm, wenn in den Aufsichtsgremien der ARD der liebenswürdige, unbedarfte Dilettantismus herrschte. Aber es ist der gemeine, hochorganisierte, bewußte Dilettantismus, der dort gezüchtet wurde und wird, um die öffentlich-rechtlichen Anstalten zu Reichssendern der Parteien zu machen.
Hauptaufgabe der ARD-Räte ist es längst, die Personalpolitik der Sender nach Vorgabe der Parteien zu regeln. Gesetzlich reicht ihre Hand zwar nur bis zum Intendanten (in Hessen) beziehungsweise bis zu den Hauptabteilungsleitern (in Bayern), aber jedes Kind weiß, daß sie bis zum Volontär durchgreifen.
Der damals amtierende HR-Intendant und ARD-Vorsitzende Hartwig Kelm wurde übrigens auch zitiert:
Die Nazis haben den Rundfunk mißbraucht, dann haben die Alliierten uns demokratische Strukturen verordnet, und dann ist alles wieder degeneriert
Prof. Dr. Hartwig Kelm
https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwig_Kelm
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https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/13497229