Der Gott der Diebe und Wucherer

Charon und Merkur

Der Fährmann jener Unterwelt,
Herr Charon, war sehr reich; in vier-, fünftausend Jahren
Kann sich ein Fährmann viel ersparen,
Zumal ein Wirt wie er, der kein Gesindel hält,
Der weder isst noch trinkt, nicht in die Schenke gehet
Und keinen Rock gebraucht, seit er im Amte stehet.

Es fasste Charon den Entschluss,
Sich in Elysium ein Grundstück anzukaufen,
Wozu gut Geld man haben muss;
Hingegen war sein Sold in Kupfer eingelaufen.

Einst, als er auf dem Styx nach frischen Seelen fuhr,
Wandt’ er sogleich sich zu Merkur
Und bat ihn, einen Teil von seinen großen Schätzen
Auf unsrer Oberwelt in Silber umzusetzen.

Der Gott des Handels und der Diebe
Tat es dem Charon auch zuliebe,
Er nahm den Plunder an und wandte seinen Flug
Nach Deutschlands Grenzen hin, woselbst er einst bei Nachte
Den Scheidemünzenwust in die Gewölbe trug
Und lauter Silbergeld dafür dem Charon brachte.

Seit dieser schlimmen Nacht hat sich das Kupfergeld
Zu Millionen eingefunden,
Die Drittel aber sind verschwunden
Und wuchern in der Unterwelt.

Magnus Gottfried Lichtwer

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